Kräuterpädagogin Karin Holleis informiert bei den Speinsharter Gartlern über die Heilkraft der Knospen. Bei uns ist diese Therapie kaum bekannt, obwohl bereits Hildegard von Bingen die Knospen einiger Pflanzen zur Heilung von Erkrankungen benutzte.
Lebens- und Gesundheitsberaterin Karin Holleis referierte beim Obst- und Gartenbauverein über die Heilkraft dieser wahren Vitaminbomben. Die Gemmotherapie ist eine Methode, bei der Heilmittel aus frischen Pflanzenteilen – wie Knospen, Triebsprossen und Wurzelspitzen – von Bäumen und Sträuchern eingesetzt werden. Wie die Expertin ausführte, wurde diese Therapie vom belgischen Arzt Dr. Pol Henry begründet, der die besondere Kraft der wachsenden Pflanzen entdeckte.
Die ganze Kraft des Baumes liege im Frühling in den noch verschlossenen Knospen, erklärte Holleis. Über die Wurzeln werden Nährstoffe und viel Energie nach oben gepumpt, damit der Baum wachsen kann. Das Embryonalgewebe der Knospen sei vollgepackt mit Inhaltsstoffen wie: Mineralstoffe, Chlorophyll, Vitamine, Saponine und Schleimstoffe, Flavonoide, Ätherische Öle und Harze. Dieses Gewebe befinde sich im Wachstum, sei also reich an pflanzlichen Wachstumsfaktoren und Mineralien und beinhalte schon die gesamte Energie der zukünftigen Pflanze.
Schon als Kind erntete Holleis mit ihrer Mutter und Großmutter im Frühjahr die frischen Knospen. Diese wurden zu Hause zerkleinert und frisch in einer Mischung aus Glycerin, Quellwasser und Alkohol (Korn) mazeriert. Die Knospen und Sprossen bestünden aus embryonalem Gewebe in voller Entwicklung, merkte die Referentin an. In diesem Gewebe seien die Lebens- und Wachstumskräfte am höchsten. Daneben enthalte das Embryonalgewebe auch viele aktive Wirkstoffe, die im weiteren jahreszeitlichen Wachstum der Pflanzen nicht mehr vorhanden seien.
Die Fachfrau hatte einige Äste mit Knospen – etwa von Weißtanne, Eberesche, Eiche, Birke udn Buche – zum Probieren mitgebracht und informierte über deren Wirkungsweise. „Der absolute Hit ist die schwarze Johannisbeere; schon beim Zerkauen bemerkt man den besonderen Geschmack“, sagte Holleis: „Man bezeichnet sie sogar als sanftes, pflanzliches Kortison.“
Die Gemmotherapie geht davon aus, dass das Mazerat aus dem Embryonalgewebe dem Menschen als Vitalisierungs- und Regenerationsmittel dienen kann. Wie die Kräuterpädagogin weiter ausführte, können Gemmomazerate vor allem dort helfen, wo Reparatur- und Regenerationsmechanismen im Körper angeregt werden sollen. Aber auch viele weitere Erkrankungen könnten mit der Knospentherapie positiv beeinflusst werden.
Allerdings sollte bei länger anhaltenden Beschwerden immer die Meinung eines Arztes eingeholt werden, betonte die Referentin. Als Literatur zum Nachlesen hatte sie Merkblätter mit den wichtigsten Pflanzen und deren Wirkungsweisen zusammengestellt.